Alpenüberquerung von Eric Simon

Vier Tage - 515Km - 6100Hm - bis 18% Steigung. Vom Bodensee zum Lago di Garda

Sommer 2025: Die Transalp begann am Bodensee unter tief hängenden Wolken – ein Vorbote dessen, was uns erwartete. Eigentlich war die Route genau geplant und gebucht: Silvretta, Reschen, Stilfser Joch, Gavia – große Namen, große Vorfreude. Doch schon kurz vor dem Start kamen die Nachrichten: Silvretta gesperrt wegen Murenabgängen, Stelvio und Gavia dicht – Schnee, Sturm, Höchsttemperaturen von minus drei Grad. Es wurde eine Transalp auf Sicht – improvisiert zwischen Wetterradar, Straßeninfos und spontanen Hotelbuchungen. Und gerade das machte sie lebendig.

So fuhren wir hinein ins Vorarlberg, begleitet von kaltem Regen und Temperaturen um acht Grad. Die Straßen glänzten nass, der Himmel blieb bleigrau, und statt Panoramablick gab es Nebel in allen Schattierungen. Es war ein Tag zum Durchhalten.

Der erste Tag: Himmel grau wie die Mauer… und Regen!

Am zweiten Tag ging es durchs Paznaun, über Umleitungen auf Umteilungen. Mit jedem trockenen Kilometer hob sich die Stimmung, und am Reschensee empfing uns erstmals blauer Himmel. Der versunkene Kirchturm im Wasser stand da wie ein stilles Denkmal zwischen Kälte und Aufbruch. Südtirol begann.

Ab Prad wurde alles leichter. Der Regen blieb zurück, die Temperaturen stiegen, und entspanntes Rollen am Etschradweg – vorbei an Apfelplantagen, kleinen Höfen und Cafés. 

Verkehrsschild mit Ansage

Am letzten Tag war klar: Ein echtes Finale muss her. Also fuhren wir über den Passo Santa Barbara – eine versteckte Perle und Teil des diesjährigen Giros. Gleichmäßig, still, und dann plötzlich offen und licht. Kein Verkehr, nur Kurven, Pinien, Kehren. Doch der wahre Höhepunkt wartete dahinter: der Monte Faè, der brutale Schlussakt. Achtzehn Prozent Steigung, rauer Asphalt, ein Strich nach oben. Kein Verkehr, keine Gnade – die Gespräche verstummten, nur das Atmen und das Surren der Kette blieben. Es war eine Steigung, die nicht diskutiert, sondern bestanden werden wollte.

Diese Transalp war ein Wechselspiel – aus Regen und Sonne, Planung und Improvisation, aus Linie und Umweg.

Giro-Abschnitt / Passo Santa Barbara
Eric am Ziel / Riva am Lago di Garda, und wie es sich gehört: mit italienischem Rennrad
Transalp von Nord nach Süd